© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

Asta Nielsen (1881–1972) gilt als der erste Filmstar überhaupt. 

Die Stummfilmdiva, die in den 1910er und 1920er Jahren in über 70 Dramen und Komödien wirkte, war die Erste in der damals noch jungen, doch bereits globalisierten Filmindustrie, deren Name zu einer internationalen Marke aufgebaut wurde.1 Ihre Filme wurden in Serien produziert, sie waren Publikumsmagnet und Erfolgsgarant – 

„ein Geschäft für die Welt“, wie ein beteiligter Produzent einst sagte.2 

In lokalen Anzeigen wurde ihr Name oft größer abgedruckt als die Filmtitel, die manchmal gänzlich weggelassen wurden.3 Es gab zahlreiche Fanartikel, darunter ein Parfüm, Kinos trugen ihren Namen und es wurde sogar ein Asta-Nielsen-Walzer komponiert.4 Wo sie auftauchte, überschlugen sich die Superlative. Die Presse bezeichnete sie als „das Wunderbarste an der kinematographischen Kunst“5 und bescherte ihr Urteile wie dieses: „Durch sie begannen die Begriffe Film und Kunst sich zu nähern, bis es ihr gelang, sie zu einigen.“6

Sie spielte charakterstarke Frauen, die zumeist in Konflikt mit der Sozialnorm geraten,7 und entwickelte dabei eine eigene Ästhetik. Ihr Schauspiel ist durch außerordentliche Mimik und perfekte Körperchoreografie gekennzeichnet. Ihre plötzlichen, überraschenden Bewegungen, mit denen sie nach Gegenständen und Menschen greift, wurden als „Übergriffe und Handgreiflichkeiten“8 verwissenschaftlicht. 

Ihr Spiel vermöge es sogar, uns hören zu machen, und erzeuge Knalleffekte.9 Neues Geschäftsmodell, neue Ästhetik – Asta Nielsens Wirken ist vielfach mit Innovationen verbunden. So war es die wachsende Produktion ihrer Filme, die Guido Seeber, den technischen Leiter der Deutschen Bioscop 1911 dazu brachte, ein Grundstück in Nowawes – heute Babelsberg – zu erwerben und ein Glasatelier zu errichten.10 Der Grundstein für das erste Filmstudio der Welt war gelegt.

Starporträt der Schauspielerin Asta Nielsen. 

© VWdF

1 Vgl. Martin Loiperdinger: Importing Asta Nielsen Database. Quellen zu globalem Vertrieb und lokalen

Aufführungen des frühen Filmstars Asta Nielsen in Branchenblättern und Tageszeitungen, in: Alexander

Geimer, Carsten Heinze, Rainer Winter (Hg.): Die Herausforderungen des Films. Soziologische Antworten, Wiesbaden 2018, 297–311.


2 Das Zitat des Produzenten Paul Davidson findet sich in CineGraph: Asta Nielsen, in: filmportal.de,

https://www.filmportal.de/person/asta-nielsen_485e2acc873649f68c623508ddecf5bb.


3 Vgl. Loiperdinger: Importing Asta Nielsen Database, 304.


4 Vgl. Kinothek Asta Nielsen: Pressemitteilung 02/2007, in: Deutsches Filmmuseum,

http://archiv.deutschesfilmmuseum.de/pre/res/pdf/PMappeAstaNielsenKL.pdf.


5 Das Zitat stammt aus der Vossischen Zeitung und ist (ohne Datumsangabe) angeführt in Jürgen Schebera: Damals in Neubabelsberg…: Studios, Stars und Kinopaläste im Berlin der zwanziger Jahre, Leipzig 1990, 25.


6 V.G.: Asta Nielsen, in: Zappelnde Leinwand. Eine Wochenschrift fürs Kinopublikum, Jg. 1923, Nr. 31, Zürich, 4–6, hier 4.


7 Vgl. Jürgen Kasten: Nielsen, Asta Carla Sofie Amalie, in: Deutsche Biographie,
https://www.deutsche-biographie.de/pnd118587854.html#ndbcontent.


8 Christine N. Brinckmann: Übergriffe und Handgreiflichkeiten, in: Heide Schlüpmann u.a. (Hg.):
Asta Nielsen, Bd. 1: Unmögliche Liebe. Asta Nielsen, ihr Kino, Wien 2009, 153–159.


9 Siehe Katharina Sykora: Figurenspiele. Texte zum Film, Marburg 2013, 17–19.


10 Vgl. Schebera: Damals in Neubabelsberg…, 24–26.

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