© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

Der erste Name, der fällt, wenn die Geschichte der Filmstadt Potsdam erzählt wird, ist Guido Seeber (1879– 1940).1 Als technischer Leiter der Filmfirma Bioscop2 erkannte er in dem Gelände des heutigen Studio Babelsberg einen idealen Standort für die Produktion von Filmen. 1911 legte er dort mit der Leitung des Baus eines Glasateliers3 den Grundstein für die gegenwärtige Medienstadt. Seeber war auch als Kameramann für die Bioscop tätig und setzte den ersten Film ins Bild, der in Babelsberg entstand, Der Totentanz (1912, Regie: Urban Gad) mit Asta Nielsen. Dank der Erfindung „bahnbrechende[r] Kameratricks“4, durch die von ihm geschaffenen „starke[n] Licht- und Schattenwirkungen“5 sowie aufgrund seiner „Kunstauffassung“6 trug er in den folgenden Jahren maßgeblich zur Etablierung des Films als Kunstform bei. Guido Seeber war auch einer der Ersten, die verstanden, dass der Film und das Kino eine Geschichte haben, die bewahrt werden muss. Das neue Medium war gerade mal 30 Jahre alt, da setzte er sich bereits für die „Begründung eines richtiggehenden kinematographischen Museums“7 ein. Die Grundlage dafür schuf er mit der Ausstellung Zur Geschichte des lebenden Lichtbildes,8 die er 1925 für eine besucherstarke Messe9 der deutschen Kinoindustrie10 zusammengestellt hatte. Filmtechnik, Biografien von Filmpionier*innen und Exponate zu frühen Aufführungen von Filmen brachten dem Publikum nahe, wie herausragend sich die neue Kunstform entwickelt hatte.11 Das kinematografische Museum gehört zu den wenigen Projekten, die Seeber nicht umsetzten konnte,12 und dennoch gibt es heute eine museale Brücke zu ihm: Da er selbst ein sehr wichtiger Teil der Filmgeschichte ist, erinnert das Filmmuseum in der Dauerausstellung Traumfabrik – 100 Jahre Film in Babelsberg an die Beiträge Guido Seebers zur Gründung der Filmstadt Potsdam und zu ihrem künstlerischen Renommee.

Der Filmpionier und Kameramann 

Guido Seeber. 

© Deutsche Kinemathek

1 Siehe z. B. Filmmuseum Potsdam (Hg.): Babelsberg. Gesichter einer Filmstadt, Berlin 2005, 12.

2 Vgl. Michael Wedel: Die Anfänge (1912–1921), in: Michael Wedel, Chris Wahl, Ralf Schenk (Hg.):
100 Years Studio Babelsberg, The Art of Filmmaking, 234–251, hier 239.

3 Vgl. ebd., 239 und 241.

4 Ebd., 245.

5 Jerzy Toeplitz: Geschichte des Films (Bd. 1, 1985–1928), Berlin 1979, 175.

6 Erich Zeiske: Unsere Künstler, Berlin 1913, 13, zit. n. Michael Wedel: Die Anfänge, 245.

7 Guido Seeber 1925, zit. n. Iris Zoe Schlepfer, Katharina Störrle: Der Film entdeckt seine Geschichtlichkeit. Die „Kino- und Photo-Ausstellung“ (KIPHO) 1925 in Berlin, in: Rolf Aurich, Ralf Forster (Hg.): Wie der Film unsterblich wurde. Vorakademische Filmwissenschaft in Deutschland, München 2015, 101–109, hier 107.

8 Vgl. ebd., 103.

9 Vgl. ebd., 106.

10 Vgl. Rolf Aurich, Ralf Forster: Vom Werden der Filmgeschichte in Deutschland – eine Einführung, in: Dies. (Hg.):
Wie der Film unsterblich wurde, 17–25, hier 19.

11 Vgl. Schlepfer u. a., Katharina Störrle: Der Film entdeckt seine Geschichtlichkeit, 104.

12 Vgl. Ulrich Döge: Ein verlorener Schatz. Das LBB-Archiv von Karl Wolffsohn, in: Aurich u. a. (Hg.):
Wie der Film unsterblich wurde, 42–48, hier 44. 

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