© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

„Ich jedenfalls, meine lieben Zuschauer, kann mir kein besseres Denkmal für eine überwundene deutsch-deutsche Grenze vorstellen
als einen Groß-Nationalpark von der Ostsee bis zum Thüringer Wald.“1 Als Heinz Sielmann (1917–2006) diese Worte 1988 für Tiere im Schatten der Grenze in die Kamera sprach, ahnte er nicht, dass der Eiserne Vorhang bald Geschichte sein würde.2 Gemeinsam mit Naturschutzorganisationen engagierte er sich dafür, den ehemaligen Grenzstreifen zu einem „Grünen Band“ umzugestalten, womit seine Vision Wirklichkeit wurde. Dem Tier- und Umweltaktivisten Sielmann hörten die Politiker*innen zu, denn er war schon seit den 1960er Jahren Stimme und Gesicht des Naturschutzes in Deutschland. 1938 hatte der begeisterte Vogelbeobachter als Autodidakt seinen ersten Tierfilm Vögel über Haff und Wiesen3 gedreht. Dabei bewahrte ihn der Auftrag, auf Kreta für das Berliner Naturkundemuseum Vögel zu filmen, vor dem Einsatz an der Front.4 Britische Soldaten nahmen ihn zwar gefangen, doch sie ließen ihn auf Kreta und später in London an seinem Film weiterarbeiten. 1947 halfen sie ihm sogar bei der Etablierung als Tierfilmer in Deutschland.5 Zunächst folgten Auftragsarbeiten für Unterrichtsfilme und die Internationale Zoologische Film-Enzyklopädie, die in der BBC zu sehen waren. Die englische Fassung seines Films Zimmerleute des Waldes (1955) wollten mehr Briten sehen, als die parallel ausgestrahlte Fußball-Weltmeisterschaft in Bern.6 Der Kinofilm Herrscher des Urwalds (1957), in dem er Nashornvögel und Gorillas dokumentierte,7 baute seine internationale Bekanntheit aus.8 Früh erkannte Sielmann das Potenzial des Fernsehens.9 In Expedition ins Tierreich vermittelte er von 1965 bis 1991 seine Faszination für die Tierwelt an ein breites Publikum und sensibilisierte seine „lieben Zuschauer“ für den Umweltschutz. Wer verstehen möchte, was Sielmann zum unermüdlichen filmischen und umweltpolitischen Engagement für Tiere und Natur motivierte, sollte die Döberitzer Heide besuchen – eine Naturlandschaft, die durch die Heinz Sielmann Stiftung gepflegt wird.

Der junge Heinz Sielmann 1934
mit Mentor-Spiegelreflexkamera. 

© Heinz Sielmann Stiftung

1 Heinz Sielmann in Sielmanns Vision: Biotop statt Todesstreifen (TC 0:31–0:45), in: Norddeutscher Rundfunk, 23.9.2019,
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Sielmanns-Vision-Biotop-statt-Todesstreifen,hallonds54136.html.

2 Vgl. Ulrich Simmat, Peter Nitschke: Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide, in: Michael Succow, Lebrecht Jeschke, Hans Dieter Knapp (Hg.): Naturschutz in Deutschland: Rückblicke – Einblicke – Ausblicke, Berlin 2012, 257–261, hier 257–258.

3 Vgl. Michael Sutor: Zeitspuren im historischen Naturfilm. Galapagos – Ankunft in Eden von Heinz Sielmann, in: Wilfried Köpke, Peter Stettner (Hg.): Filmerbe. Non-fiktionale historische Bewegtbilder in Wissenschaft und Medienpraxis, Köln 2018, 80–97, hier 85.

4 Vgl. John F. Burton: Heinz Sielmann: Oral History Transcription, in: CiteSeerX, 2004,
http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.492.932&rep=rep1&type=pdf.

5 Vgl. Erika Steinhausen: Heinz Sielmann, Naturforscher und Tierfilmer (1916–2007), in: Portal Rheinische Geschichte,

http://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinz-sielmann/DE-2086/lido/57c94fbcd7b3b3.41256877.

6 Vgl. anonym: Heinz Sielmann. Tierfilmer aus Leidenschaft, in: Heinz Sielmann Stiftung,
https://www.sielmann-stiftung.de/heinz-sielmann/filmschaffen/das-leben-als-tierfilmer/.

7 Vgl. anonym: „Herrscher des Urwalds“: Heinz Sielmanns Traum von Afrika wird wahr, in: Heinz Sielmann Stiftung,
https://www.sielmann-stiftung.info/newsletter/newsletter-2017-04-sielmann-leben.php?sti=78411010343762644.

8 Vgl. Sutor: Zeitspuren im historischen Naturfilm, 85.

9 Vgl. Burton: Heinz Sielmann.

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