© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

Viele seiner Kolleg*innen nannten ihn „Koni“1 und erzählen noch heute, wie sehr die Arbeit mit ihm von Geborgenheit geprägt war. Konrad Wolf (1925–1982) sei immer konzentriert gewesen, leise und schon fast wortkarg, aber nicht ohne Humor.2 Ihm sei es gelungen, diese „gedankliche Konzentration“ auch in den Teammitgliedern hervorzurufen, die er motivierte, immer nach etwas zu suchen, das noch verbessert werden konnte.3 In dieser Arbeitsatmosphäre entstanden 14 Filme. Viele von ihnen biografisch geprägt: 1933 emigrierte Wolf mit seiner Familie aus Deutschland in die Sowjetunion, freiwillig meldete er sich zur Roten Armee und war als Leutnant an der Befreiung Berlins beteiligt.4 Die Filme, die er in seiner Wahlheimat DDR realisierte, lösten gesellschaftliche Debatten aus, weil sie Faschismus und Krieg, Widersprüche in der sozialistischen Wirklichkeit und das Ringen um politische Entscheidungen aufgriffen.5 Konrad Wolf konnte derart differenzierte Werke verwirklichen, weil er als Kommunist und einflussreicher Kulturfunktionär – mit engsten Beziehungen in die Hauptverwaltung der Aufklärung der DDR ausgestattet6 – eine privilegierte Beziehung zur SED und ihren Organen pflegte.7 Dies konnte jedoch auch ihn vor zensorischen Konflikten nicht bewahren und nicht verhindern, dass sein Film Sonnensucher (1958/1972) 14 Jahre lang nicht gezeigt werden durfte.8 Wolfs alternativlose Übereinstimmung mit der Politik der SED9 führte nicht zu einer „uneingeschränkten Angepasstheit“10. Er wollte den Film in den Diensten der Errichtung einer besseren sozialistischen Welt sehen, forderte aber zugleich eine offenere und kritischere Diskussion über das Filmschaffen in der DDR.11 Auch setze er sich aktiv für Kolleg*innen und ihre Filme ein.12 Sein aufwendiges Künstlerportrait Goya (1971) gilt als eine Allegorie13 auf die äußeren und inneren Konflikte eines Künstlers „zwischen Ehrlichkeit und Kalkül, Gewissen und Macht, Kunst und Politik, Wahrheit und Staatsräson“14.

Der Regisseur Konrad Wolf bei den Dreharbeiten zu Solo Sunny (1980). 

© DEFA-Stiftung / Dieter Lück

1 Ingrid Poss, Peter Warnecke (Hg.): Spur der Filme. Zeitzeugen über die DEFA, Berlin 2006, 238 und 274.

2 Vgl. ebd., 235, 237, 278 und 296–298.

3 Ebd., 298.

4 Vgl. anonym: Konrad Wolf, in: filmportal.de, https://www.filmportal.de/person/konrad-wolf_763849fa3ea84b50a6d3ef1da3fee547.

5 Vgl. Rolf Richter: Konrad Wolf. Geschichte und Gegenwart, in: der. (Hg.): DEFA-Spielfilm-Regisseure und ihre Kritiker (Bd. 2), Berlin 1983, 250–287, hier 251.

6 Vgl. anonym: Konrad Wolf, in: filmportal.de, https://www.filmportal.de/person/konrad-wolf_763849fa3ea84b50a6d3ef1da3fee547.

7 Vgl. Mathias Braun: Konrad Wolf – legendärer Präsident der Akademie der Künste der DDR zwischen „Kahlschlag-Plenum“ und „Berliner Begegnungen“, in: Michael Wedel, Elke Schieber (Hg.): Konrad Wolf – Werk und Wirkung, Berlin 2009, 189–211, hier 208.

8 Vgl. Ulrich Gregor, Enno Patalas: Geschichte des Films, München, Gütersloh, Wien 1973, 402 und Poss u. a. (Hg.):
Spur der Filme, 130.

9 Vgl. Braun: Konrad Wolf, 192.

10 Wolfgang Mühl-Benninghaus: „Konrad, der macht sich einen Kopf für zwei Völker und zwei Staaten“. Zur Publizistik von Konrad Wolf,
in: Wedel u. a. (Hg.): Konrad Wolf, 213–221, hier 218.

11 Vgl. ebd.

12 Vgl. ebd., 219–220.

13 Vgl. Larson Powell: The Films of Konrad Wolf. Archive of the Revolution, Rochester 2020, 158.

14 Vgl. Helmut Pflügl: Goya im Film. Leben und Werk des Malers in den Goya-Filmen von Konrad Wolf und Carlos Saura,
in: Wedel u. a. (Hg.): Konrad Wolf, 247–261, hier 258.

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