© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

1–2–3 Corona klingt im Jahr 2020 nach einem makabren Witz, war
aber 1948 der Titel eines DEFA-Nachkriegsfilms (Regie: Hans Müller). Der Kameramann Robert Baberske (1900–1958) konnte für diese Produktion als Erster Szenen in den bis dahin noch nicht wieder nutzbaren Ateliers auf dem Babelsberger Studiogelände drehen.
1 Baberske kannte sich in den ehemaligen Ufa-Studios bestens aus,
denn hier hatte seine Karriere in den 1920er Jahren begonnen: Wer damals zum Film wollte, musste Erfahrungen in der Drehpraxis sammeln und sich zunächst als Assistent*in beweisen. Seine Ausbildung erfolgte an der Seite Karl Freunds – des Erfinders der sogenannten „entfesselten Kamera“
2 – und in den Produktionen der Regiegrößen der damaligen Zeit.3 Schon bald stand Baberske selbst hinter der Kamera und machte sich als Meister der Lichtsetzung einen Namen. Überliefert ist, dass er keinen Belichtungsmesser „für die Beurteilung von Licht und Schatten“4 brauchte. Vielleicht hätte er sich aber retrospektiv einen Belichtungsmesser für das wahre Leben gewünscht, denn als Baberske das Angebot bekam, seinen Lehrmeister Karl Freund in die USA zu begleiten, lehnte er ab. Obwohl er miterlebte, wie zahlreiche Künstler*innen das Land verließen, unterzeichnete er 1934 einen Festvertrag bei der Ufa.5 Für 51 ihrer Produktionen lieferte er handwerklich perfekte Bilder,6 darunter vor allem Unterhaltungs-,

aber auch NS-Propagandafilme.7 Nach 1945 lehnte er abermals das Angebot ab, woanders zu arbeiten, und ging erneut eine Festanstellung ein, diesmal bei der DEFA.8 An seinem „angestammten Arbeitsplatz“9 war 1–2–3 Corona der erste von 14 Filmen, die Baberske für das neu ausgerichtete Studio drehte, darunter antifaschistische und proletarische Filme.10 Erneut zählte er mit seiner „fotografische[n] Handschrift“11 zu den Größten seines Handwerks. Ein ehemaliger Assistent erklärte in einer Erinnerung: „Er wollte Filme machen, und wenn ein Film ihn interessierte, dann konnte sonstwas passieren.“12

Der Kameramann Robert Baberske bei den Dreharbeiten zu dem verbotenen DEFA-Film Die Schönste (1957, Regie: Ernesto Remani). 

© DEFA-Stiftung / Waltraut Pathenheimer

1 Vgl. Ingrid Poss, Peter Warnecke (Hg.): Spur der Filme. Zeitzeugen über die DEFA, Berlin 2006, 22.

2 Wolfgang Fischer: Robert Baberske – Eine deutsche Karriere hinter der Filmkamera, in: CameraMagazin, Nr. 1, 2000, 5–16, hier 6.

3 Vgl. Klaus Kreimeier: The Ufa Story: A History of Germany’s Greatest Film Company, 1918–1945, Berkley, Los Angeles 1999, 365. Vgl. auch Wolfgang Fischer: Robert Baberske, hier 6.

4 Fischer: Robert Baberske, 11.

5 Vgl. ebd., 8 und 10–11.

6 Vgl. ebd., 6.

7 Vgl. ebd., 10–11. Vgl. auch anonym: Robert Baberske, in filmportal.de,
https://www.filmportal.de/person/robert-baberske_83ae5977e1d546d9b93c5215a86ea4ef.

8 Vgl. Fischer: Robert Baberske, 12.

9 Ebd.

10 Vgl. ebd., 6.

11 Ebd.

12 Assistent Günter Haase in ebd., 16.

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