Babelsberg 


In Babelsberg, einem Zusammenschluss aus Neubabelsberg und Nowawes, 1939 nach Potsdam eingemeindet, wurde im Winter 1911 mit dem Bau eines 300 Quadratmeter großen Glasateliers der Grundstein für die heutige Medienstadt gelegt. Schon im Februar 1912 stand die Schauspielerin Asta Nielsen in dem innovativen Neubau, der eine optimale Ausnutzung des natürlichen Lichts erlaubte, für den Stummfilm Der Totentanz (Regie: Urban Gad) vor der Kamera. 1913 wurde ein weiteres Glasatelier errichtet. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte kamen, angepasst an immer neue Licht-, Ton- und Aufnahmetechnologien, größere Studios und Zweckbauten aller filmischen Gewerke hinzu.

Seit einigen Jahren bestimmt die digitalisierte Filmproduktion das Geschehen auf dem Babelsberger Filmgelände. Renommierte Produzent*innen kommen dorthin, um aufwendige Projekte zu realisieren. In den über 100 Jahren ihres Bestehens brachten das Studio und seine hochqualifizierten Mitarbeiter*innen viele film-technische Innovationen und etliche bleibende Werke der Film-geschichte hervor. Diese waren immer auch mit dem aktuellen Zeitgeschehen verbunden: Nach der Gründung der Ufa (Universum Film AG) im Jahr 1917 folgte während der Zeit der Weimarer Republik eine politisch und künstlerisch liberale Periode, die nach 1933 in die gleichgeschaltete nationalsozialistische Filmpolitik mündete, die zahlreiche Künstler*innen in die Emigration trieb, um sich vor Verfolgung zu retten. 


Im Jahr 1946 erteilte die sowjetische Militär-administration die Lizenz, die DEFA (Deutsche Film AG) zu gründen, später umgewandelt in einen Volkseigenen Betrieb (VEB). Das VEB DEFA-Studio für Spielfilme Potsdam-Babelsberg war der zentrale Filmproduktionsstandort der DDR. Mit der Umwandlung des VEB
in eine GmbH im Juli 1990 begann der allmähliche Prozess der Abwicklung der DEFA und der Privatisierung des Studiobetriebs.
Die Anfänge des Freizeitparks Filmpark Babelsberg, der neben dem Studiogelände zu finden ist, gehen auf das Jahr 1991 zurück. Heute umfasst die Medienstadt nicht nur das Studio Babelsberg und den Filmpark, sondern auch zahlreiche Produktions- und Postproduktions-firmen, Multimedia-Unternehmen, das Radio Berlin-Brandenburg, das Medienboard Berlin-Brandenburg und die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.


Neben neun nicht zugänglichen Privatstraßen auf dem Studiogelände sind vier weitere Straßen in Babelsberg nach Filmschaffenden benannt (siehe Karte oben).


Doch Babelsberg hat noch eine andere filmische Straße vorzuweisen: Nicht immer, vor allem bei Filmen, die in anderen Epochen spielen, kann auf Originalstraßen gedreht werden. Deshalb errichtete das Studio Babelsberg 1998 die „Berliner Straße“. Ein Außenset mit mehreren Straßen, 26 Hausfassaden, vielen Schaufenstern und Hinterhofeinfahrten mit einer Fläche von 7000 Quadratmetern. Die erste Produktion, die darin realisiert wurde, war ihrerseits nach einer Straße benannt, nämlich Sonnenallee (1999, Regie: Leander Haußmann). Es folgten zahlreiche preisgekrönte Kinoproduktionen, darunter z. B. Margarethe von Trottas Rosenstraße (2003), wobei auch viele Filme dabei waren, die das Außenset in die Straßen gänzlich anderer Städte als Berlin verwandelten, wie etwa Warschau, Paris oder San Francisco.1

Die „Alte Berliner Straße“ diente im Studio Babelsberg 15 Jahre lang als Außenset und stellte verschiedenste Straßenlandschaften der Welt dar. Hier ein Set zu dem Film Die Bücherdiebin (2013, Regie: Brian Percival). 

© Studio Babelsberg AG

Nach 15 Jahren wurde die „Berliner Straße“ 2013 abgerissen.
Heute wird sie als „Alte Berliner Straße“ bezeichnet. Als Ersatz
und ausgestattet mit allem, was heutige Blockbuster-Produktionen benötigen, wurde die „Neue Berliner Straße“ errichtet, international „Metropolitan Backlot“ genannt. Diese besteht aus vier Straßenzügen. 54 Hausfassaden sind in unterschiedlichen Architekturstilen gestaltet. Die Straßenlandschaft mit 8400 Quadratmetern Fassadenflächen lässt sich, vor allem mit modernster Digitaltechnik, in verschiedene Metropolen der Welt verwandeln, wie etwa Berlin, Paris oder New York. Durch flexible Green- oder Bluescreen-Elemente können zusätzlich umfangreiche digitale Erweiterungen vorgenommen werden.2

1 Vgl. Michael Wedel: Studio Babelsberg. Today/Heute (1993–2012), in: Hochschule
für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, Filmmuseum Potsdam, Studio Babelsberg (Hg.): 100 Years Studio Babelsberg. The Art of Filmmaking, Kempen 2012, 16–49, hier 43.

2 Vgl. anonym: Erkunden Sie das Metropolitan Backlot / Neue Berliner Straße, in: Studio Babelsberg AG,
https://www.metropolitanbacklot.com/technische-daten/.

Neueste Filmarchitektur und digitale Technik im „Metropolitan Backlot“ erlauben es, z. B. für die Serie 

Babylon Berlin (seit 2017, Regie: Tom Tykwer, Achim von Borries, Hendrik Handloegten) die Friedrichstraße der späten 1920er Jahre wiederzubeleben. 

© Studio Babelsberg AG / Uli Hanisch

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