© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

Drum links, zwei, drei! Drum links, zwei, drei! 

Wo dein Platz, Genosse, ist!

Reih dich ein in die Arbeitereinheitsfront, 

Weil du auch ein Arbeiter bist!


Das von Ernst Busch (1900–1980) interpretierte Einheitsfrontlied (1934) gehört zu den Arbeiterliedern, deren Singen seit 2014 zu Deutschlands immateriellem Kulturerbe zählt.1 Die mit Bertolt Brecht (Text) und Hanns Eisler (Musik) im „kreativste[n] Trio der politischen Kunst und Agitation in Deutschland“2 entstandenen Kampflieder zielten nicht auf kommerziellen Erfolg – sie waren als Waffe im Klassenkampf
konzipiert.3 Die dabei typische Kombination aus philosophischen Argumenten und eingängigen Refrains4 ist von Eindeutigkeit und Aggressivität gekennzeichnet,5 die Busch „mit metallisch heller und harter Stimme“6 perfekt umsetzte. Die Ausdrucksweise des Sängers und Schauspielers, im Kino vor allem Anfang der 1930er Jahre zu bestaunen, „war eine Mischung aus echter Trauer und beißendem Spott, Ironie, personifiziertem Zorn und kühl kalkuliertem Lehrvortrag“7. 1932 spielte Ernst Busch einen Protagonisten in Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt? (Regie: Slatan Dudow) – dem einzigen kommunistischen Film der Weimarer Republik.8 Aufgrund seiner politischen Gesinnung ging er 1933 ins Exil – mit Stationen in verschiedenen Ländern, darunter Spanien, wo er 1937/38 im Bürgerkrieg vor den kommunistisch geführten Internationalen Brigaden auftrat und mit seinen Liedern gegen die Faschisten kämpfte.9 1940
fiel er in deren Hände und verbrachte seither fünf Jahre in diversen Gefängnissen. In dieser Zeit scheiterte er bei einem Fluchtversuch, erlitt bei einem Luftangriff eine schwere Kopfverletzung, die zur Lähmung der linken Gesichtshälfte führte, und entging bei seiner Verurteilung wegen Hochverrats nur knapp der Todesstrafe.10 Trotz aller traumatischen Erfahrungen kannte Busch sein Leben lang nur eine Richtung: vorwärts. Und so endete schon Kuhle Wampe mit dem Solidaritätslied und dessen letzten Zeilen:


Vorwärts, und nicht vergessen 

Unsre Straße und unser Feld! 

Vorwärts, und nicht vergessen: 

Wessen Straße ist die Straße? 

Wessen Welt ist die Welt?

Starporträt des Schauspielers und 

Sängers Ernst Busch. 

© Deutsche Kinemathek

1 Siehe anonym: Singen der Lieder der deutschen Arbeiterbewegung. Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe, in: Deutsche UNESCO-Kommission, https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/lieder-arbeiter.

2 Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz: Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars, Berlin 2000, 58.

3 Vgl. David Robb: Ernst Busch, Rio Reiser, and Gerhard Gundermann. Examples of Proletarian Narrative Role-Play in German Political Song, in: Lied und populäre Kultur, Jg. 60/61, 2015/16, 227–245, hier 229.

4 Vgl. ebd.

5 Vgl. Margaret R. Jackson: Workers, Unite! The Political Songs of Hanns Eisler, 1926–1932, Tallahassee 2003, 16–17.

6 Heinzlmeier u. a.: Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars, 58.

7 Ebd.

8 Vgl. Liz-Anne Bawden, Wolfram Tichy (Hg.): rororo Filmlexikon. Filmbeispiele, Genres, Länder, Institutionen, Technik, Theorie (Bd. 2, Filme K–S), Reinbek bei Hamburg 1978, 373 und Gal Kirn: Kuhle Wampe: Politics of Montage, De-montage of Politics?, in: Film-Philosophy, Bd. 11, Nr. 1, 2007, 33–48, hier 33..

9 Vgl. anonym: Biografie, in: Ernst Busch-Gesellschaft, http://www.ernst-busch.org/ernstbusch/biografie/.

10 Vgl. ebd. und anonym: Ernst Busch, in: Gedenkstätte Deutscher Widerstand,
https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/ernst-busch/?no_cache=1.

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