© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill
Ernst Lubitsch (1892–1947) war der Alleskönner der Kinematografie. 1913 als Filmschauspieler angefangen, schrieb er bald Drehbücher, wirkte als Produzent, führte Regie oder nahm mehrere dieser Aufgaben in Personalunion wahr.1 Mit dem historischen Kostümfilm Madame Dubarry (1919), vorwiegend in Potsdam gedreht, verhalf der Ausnahme-Regisseur „dem deutschen Film zu seiner ersten Weltgeltung“2 und – ging nach Hollywood. Dort arbeitete er im Laufe der Zeit für vier der „Big Five“ genannten Major Studios. „Durch choreographische Führung der Figuren, eine dramatisch wohlüberlegte Schnittechnik und dekorativen Aufwand“3 gelang es ihm, zu einem der gefragtesten Regisseure Hollywoods aufzusteigen. Lubitsch wertete die Komödie gegenüber dem Drama auf,4 professionalisierte und popularisierte sie. Er ging davon aus, dass die Menschen nicht den Ernst des Lebens, sondern Glanz und Schein sehen wollen,5 und wurde damit zum Meister der Zerstreuungskunst. Um die Filmzensur zu überlisten, entwickelte er einen speziellen Stil, den sogenannten „Lubitsch-Touch“ – „eine ironische Technik der Andeutung, der Aussparung und des indirekten Kommentars“6, die das Publikum begeisterte. Mit To Be or Not to Be (1942) erschuf er einen der ersten Filme, die sich über die Nazis lustig machen. Zu jener Zeit, als die NS-Schreckensherrschaft noch ihre volle Kraft entfaltete, war es ein durchaus gefährliches Unterfangen.7 Durch geschicktes Verwischen von Wirklichkeit und Illusion8 vermochte Lubitsch, die nationalsozialistische Macht zu dekonstruieren und die zeitgenössischen US-Zuschauer*innen auf Hollywoods Rolle im Kampf gegen Hitler aufmerksam zu machen.9 Trotz allem griffen die damaligen Kritiker*innen To Be or Not to Be wegen „Verulkung eines ernsten Themas“10 an. Aus heutiger Sicht ist die äußerst sehenswerte Komödie „womöglich Lubitschs berühmtestes und beliebtestes Werk“.11
1 Vgl. anonym: Ernst Lubitsch, in: filmportal.de, https://www.filmportal.de/person/ernst-lubitsch_1594a2cee028453f9001bf090cc6f8aa.
2 Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die große Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm, München 1956, 97.
3 Manfred Kreckel: Lubitsch, Ernst, in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz54518.html.
4 Siehe Artur Vieregg: „Unvergleichlich schwerer“ – Ernst Lubitsch zur Misere des Filmlustspiels, in: Lichtbild-Bühne, Jg. 12, Nr. 28, 12.7.1919, https://www.filmportal.de/node/195049/material/1166161.
5 Vgl. Kreckel: Lubitsch, Ernst.
6 Ebd.
7 Vgl. Liz-Anne Bawden, Wolfram Tichy (Hg.): rororo Filmlexikon. Filmbeispiele, Genres, Länder, Institutionen, Technik, Theorie
(Bd. 3, Filme T–Z), Reinbek bei Hamburg 1978, 669.
8 Vgl. Gerd Gemünden: Space out of Joint: Ernst Lubitsch’s To Be or Not to Be, in: New German Critique, Bd. 30, Nr. 2, 2003, 59–80, hier 64.
9 Vgl. ebd., 80.
10 Anonym: Ernst Lubitsch, in: filmportal.de, https://www.filmportal.de/person/ernst-lubitsch_1594a2cee028453f9001bf090cc6f8aa.
11 Ebd. Siehe auch Deutsches Filmmuseum: To Be or Not to Be, in: filmportal.de,
https://www.filmportal.de/film/to-be-or-not-to-be_60834d67066b463b8c7254c171cf2106.
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