© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

310 Aufnahmetage und 60 -nächte, 8 Haupt- und 750 kleinere Rollen, 36 000 Statist*innen, darunter 750 Kinder, und zusätzlich 1100 Arbeitslose, die bereit waren, sich von 150 extra engagierten Friseur*innen eine Glatze scheren zu lassen.1 Der von Fritz Lang 

(1890–1976) inszenierte „Überfilm“2 Metropolis (1927) sprengte alle Dimensionen. Selbst die heutige Marlene-Dietrich-Halle auf dem Babelsberger Studiogelände, damals „Große Halle“ genannt und größtes Filmatelier Europas, wurde 1926 eigens dafür gebaut.3 Die Produktion trieb die Ufa beinahe in den finanziellen Ruin,4 doch die dystopische Vision einer futuristischen Großstadt, in der die Arbeiterklasse von Maschinen getrieben und von Reichen beherrscht wird, ging als filmarchitektonischer Meilenstein in die Filmgeschichte ein.5 Der sensationelle künstlerische Erfolg der „erste[n] große[n] Angstprojektion“6 des Science-Fiction-Genres hallt bis heute in zahlreichen davon inspirierten Werken nach.7 Fritz Lang war ein Perfektionist. Für ihn galt „als oberstes Gesetz, dass man von einem Werk, von seiner Arbeit selbst aufs Innerste besessen und ergriffen sein muss“8. Neben Metropolis erschuf der „ideenreichste Filmregisseur [...] 

in der Zeit der Weimarer Republik“9 weitere Meisterwerke des deutschen Stummfilms wie z. B. Dr. Mabuse, der Spieler (1922) oder Die Nibelungen (1924), konnte aber auch mit seinem ersten Tonfilm M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931) brillieren. 1933 soll Joseph Goebbels ihm angeboten haben, „eine Art Reichs-Filmintendant zu werden“10, doch Lang lehnte ab11 und emigrierte ohne seine Frau,
mit der er zwar unzählige Drehbücher verfasst hatte, die aber dem Nationalsozialismus nahestand, über Frankreich in die USA, wo er seine Karriere erfolgreich fortsetzen konnte.12 Dabei blieb er sich – 

trotz aller Kreativität und Anpassung an eine neue Sprache oder unterschiedliche Genres – in Thematik, Stil und handwerklichem Können treu.13 Der Perfektionismus indes hatte seinen Preis: Fritz 

Lang war berüchtigt für sein sadistisches Verhalten am Set.14

Der Regisseur Fritz Lang. 

© Deutsche Kinemathek

1 Vgl. Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die große Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm, München 1956, 203.

2 Anton Kaes: Film in der Weimarer Republik. Motor der Moderne, in: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films, Stuttgart 1993, 38–100, hier 64.

3 Vgl. anonym: Alles bewegt sich – Babelsberg in der Weimarer Republik, in: filmportal.de,
https://www.filmportal.de/thema/alles-bewegt-sich-babelsberg-in-der-weimarer-republik.

4 Vgl. Friedemann Beyer: Die Gesichter der UFA. Starportraits einer Epoche, München 1992, 14 und 16.

5 Vgl. Kaes: Film in der Weimarer Republik, 64–65 und Liz-Anne Bawden, Wolfram Tichy (Hg.): rororo Filmlexikon. Filmbeispiele, Genres, Länder, Institutionen, Technik, Theorie (Bd. 2, Filme K–S), Reinbek bei Hamburg 1978, 413.

6 Bawden u. a. (Hg.): rororo Filmlexikon (Bd. 2), 584.

7 Vgl. Kaes: Film in der Weimarer Republik, 65.

8 Das Zitat stammt von Lang selbst (1924) und ist enthalten in Norbert Grob: Fritz Lang. „Ich bin ein Augenmensch.“ Die Biographie,
Berlin 2014, 7.

9 Rolf Badenhausen: Lang, Fritz, in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz47821.html.

10 Ebd.

11 Siehe dazu Gösta Werner: Fritz Lang and Goebbels. Myth and Facts, in: Film Quarterly, Bd. 43, Nr. 3, 1990, 24–27.

12 Vgl. Liz-Anne Bawden, Wolfram Tichy (Hg.): rororo Filmlexikon. Regisseure, Schauspieler, Kameraleute, Produzenten, Autoren
(Bd. 5, Personen H–Q), Reinbek bei Hamburg 1978, 1128–1129.

13 Vgl. ebd.

14 Vgl. Patrick McGilligan: Fritz Lang. The Nature of the Beast, New York 1997, 1.

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