© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

Maly Delschaft (1898–1995) war eine passionierte Wiederholungstäterin. In Danton (1921, Regie: Dimitri Buchowetzki) stand sie zum ersten Mal mit Emil Jannings vor der Kamera.1 Im Zuge der folgenden Zusammenarbeit zeigte sie eine große Wandelbarkeit, als sie 1924 in Der letzte Mann (Regie: Friedrich W. Murnau) zunächst als Jannings’ jugendliche Nichte auftrat und nur ein Jahr später als seine bereits vom Leben gebeutelte und betrogene Ehefrau besetzt werden konnte. Der endgültige Durchbruch gelang Delschaft mit Kreuzzug des Weibes (1926, Regie: Martin Berger). Sie verkörperte darin eine Lehrerin, die durch eine Vergewaltigung ungewollt schwanger wird und einen illegalen Abbruch vornehmen lässt. Ein hochpolitischer Film, der
offen den Abtreibungsparagrafen 218 anklagte.2 In einer Kritik wurde hervorgehoben, dass Maly Delschaft „unter Verzicht auf elegante Toiletten und das sogenannte ‚schöne Gesicht‘“ Frauen darstellt,
„wie sie das Leben schafft“3. Beim Film-Kurier war man sich sicher, dass die Zuschauer*innen „ihr verständnisloses Dahindämmern nach der Entehrung“ nie vergessen werden.4 Dieser Erfolg hätte sich wiederholen können: Emil Jannings wollte sie nochmals an seiner Seite haben, doch als er Maly Delschaft die Rolle der Lola Lola in Der Blaue Engel (1930, Regie: Josef von Sternberg) anbieten wollte, war sie
nicht zu erreichen. Endlich wieder zu Hause, hatte eine andere Frau – Marlene Dietrich – beim Vorsprechen überzeugt.5 Eine weitere schauspielerische Blütezeit war Delschaft dennoch beschieden.
Bei der DEFA und im DDR-Fernsehen wurde sie erneut zu einer vielbeschäftigten Charakterschauspielerin. Nach dem Bau der Mauer war für die West-Berlinerin der Weg zu anspruchsvollen Rollen jedoch im wahrsten Sinne des Wortes versperrt, weshalb sie sich nach einem erfüllten Berufsleben schlicht zur Ruhe setzte.6

Die Schauspielerin Maly Delschaft als
Claudia Galotti in Martin Hellbergs
Verfilmung Emilia Galotti (1958).

© DEFA-Stiftung / Waltraut Pathenheimer

1 Vgl. anonym: Maly Delschaft – Schauspielerin, in: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film,
http://www.cinegraph.de/lexikon/Delschaft_Maly/biografie.html.

2 Vgl. Cornelie Usborne: Cultures of Abortion in Weimar Germany, New York 2007, 31–34.

3 Film-Kurier, 5.7.1927, zit. n. anonym: Maly Delschaft – Schauspielerin, in: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film,
http://www.cinegraph.de/lexikon/Delschaft_Maly/biografie.html.

4 Ebd.

5 Vgl. ebd.

6 Vgl. Frank-Burkhard Habel: Maly Delschaft. Nachruf, in: Film und Fernsehen, Nr. 6, 1995, 59.

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