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Der Autor, Regisseur und Schauspieler Paul Wegener (1874–1948) liebte das Fantastische. Im Gegensatz zu vielen seiner Theaterkolleg*innen erkannte er sehr früh die künstlerischen Möglichkeiten des Films, vor allem zur Darstellung des Mystischen und Dämonischen.1 In seiner ersten Rolle trat er als Der Student von Prag (1913, Regie: Stellan Rye) auf, der sein Spiegelbild an den Teufel verkauft und damit Unheil anrichtet.2 Der teilweise in Babelsberg gedrehte Film verwendete als erster das Doppelgänger-Motiv3 und gilt heute als einer der ersten künstlerisch bedeutenden Spielfilme.4 Wegener schrieb nicht nur das Drehbuch mit, sondern prägte auch die übernatürliche Ästhetik des Werks.5 Er war der Überzeugung, dass die Filmtechnik die Wahl des Inhalts beeinflussen muss, und plädierte damit für eine „kinetische Lyrik“.6 In seinen folgenden Filmen sollte er dem fantastischen Genre treu bleiben.7 Er bildete ein Image des Exotischen heraus, indem er fernöstliche Helden, Magier, Tiermenschen oder Dämonen verkörperte.8 Sein „großflächigkantige[s] Gesicht“9 mit den „schmalen Augen und den hervorspringenden Backenknochen“10 war damals dafür wie geschaffen. Die Einführung des Tonfilms und die Machtergreifung ließen ihn Anfang der 1930er Jahre als Film-schaffender in den Hintergrund treten.11 Nachdem er Ende der 1920er Jahre linke Gruppierungen unterstützt hatte, arrangierte er sich schnell mit den Nazis, sodass er bald in ihren Unterhaltungsfilmen zu sehen war – aber auch in einigen Propagandafilmen, meist als Antiheld.12 Obwohl er am NS-Durchhaltefilm Kolberg (1945, Regie: Veit Harlan) beteiligt war, erhielt er nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Militäradministration als einer der Ersten die Erlaubnis, wieder aufzutreten, und wurde sogar zum Präsident der „Kammer der Kulturschaffenden“ ernannt.13 Sein Standpunkt? In einem US-Geheimreport wird Paul Wegeners Antwort auf die Einladung eines Nazi-Obmanns zu einer NS- Schauspieler*innen-Versammlung im Jahre 1933 berichtet: „Lecken Sie mich mitsamt ihrem Führer a. A., ich geh ins Kloster.“14

Starporträt des Autors, Regisseurs und Schauspielers Paul Wegener. 

© Deutsche Kinemathek

1 Vgl. Liz-Anne Bawden, Wolfram Tichy (Hg.): rororo Filmlexikon. Regisseure, Schauspieler, Kameraleute, Produzenten, Autoren
(Bd. 6, Personen R–Z), Reinbek bei Hamburg 1978, 1450.

2 Vgl. Liz-Anne Bawden, Wolfram Tichy (Hg.): rororo Filmlexikon. Filmbeispiele, Genres, Länder, Institutionen, Technik,
Theorie
(Bd. 2, Filme K–S), Reinbek bei Hamburg 1978, 638.

3 Vgl. Christina Hoor: Paul Wegener 1874–1948. Schauspieler, Regisseur, in: Lebendiges Museum Online, 14.9.2014,
https://www.dhm.de/lemo/biografie/biografie-paul-wegener.html.

4 Vgl. ebd. und anonym: Paul Wegener, in: filmportal.de,
https://www.filmportal.de/person/paul-wegener_a6d4114247984e08ab8ce71d87477e0e.

5 Vgl. Bawden u. a. (Hg.): rororo Filmlexikon (Bd. 2), 638.

6 Siehe Wolfgang Jacobsen: Frühgeschichte des deutschen Films. Licht am Ende des Tunnels, in: Wolfgang Jacobsen,
Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films, Stuttgart 1993, 13–37, hier 32.

7 Vgl. Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz: Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars, Berlin 2000, 379.

8 Vgl. ebd. und Friedemann Beyer: Die Gesichter der UFA. Starportraits einer Epoche, München 1992, 272.

9 Heinzlmeier u. a.: Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars, 379.

10 Beyer: Die Gesichter der UFA, 272.

11 Vgl. anonym: Paul Wegener, in: filmportal.de, https://www.filmportal.de/person/paul-wegener_a6d4114247984e08ab8ce71d87477e0e.

12 Vgl. ebd. und Beyer: Die Gesichter der UFA, 272.

13 Vgl. Christina Hoor: Paul Wegener 1874–1948 und Heinzlmeier u. a.: Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars, 379.

14 Carl Zuckmayer: Geheimreport, Göttingen 2002, 47.

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