© Landeshauptstadt Potsdam / Dieter Chill

Es gab Zeiten, in denen „Filmarchitektur als etwas angesehen wurde, das eigentlich unter der Gürtellinie liegt“1. Umso bemerkenswerter ist es, dass der Szenograf Willy Schiller (1899–1973) zu den Gründern der DEFA gehört, die am 17. Mai 1946 feierlich die sowjetische Lizenz zur „Herstellung von Filmen aller Art“2 erhielten. Die Gründungsmitglieder – versierte Filmschaffende mit kommunistischer Vergangenheit – hatten sich im Herbst 1945 zum sogenannten Filmaktiv zusammengeschlossen, dessen Ziel es war, den Neubeginn der Filmproduktion vorzubereiten.3 Das Filmaktiv initiierte insbesondere ein Treffen mit rund 40 Filmleuten im halb zerstörten Hotel Adlon,4 bei dem proklamiert wurde, „dass der neue Film antifaschistisch und frei von nazistischer Lüge und Volksverhetzung sein müsse. Er müsse durchdrungen sein von dem Geiste des Humanismus, der Völkerverständigung und der wahren Demokratie.“5 Der Antifaschist Willy Schiller, der unter den Nazis trotz Einschränkungen weiterarbeiten konnte,6 machte eine ansehnliche Karriere: Zum Theatermaler ausgebildet, stieg er beim Film vom Kulissenmaler erst zum Szenenbildner auf, dann zum Filmarchitekten. Mit der DEFA-Gründung wurde er schließlich zu ihrem technischen Leiter7 und Chefarchitekten.8 Zwischen 1927 und 1965 erschuf er Bauten für rund 100 Filme,9 von denen knapp 50 in Babelsberg produziert wurden, darunter z. B. Stadt Anatol (1936, Regie: Viktor Tourjansky), Die Sonnenbrucks (1951, Regie: Georg C. Klaren) oder Ernst Thälmann (1954/1955, Regie: Kurt Maetzig).10 Teil seiner Arbeit waren aufwendige Straßenlandschaften inklusive Straßenschilder. Ob Willy Schiller dabei Fehler unterlaufen sind – wie bei der Schreibweise seines Namens mit „i“ statt mit „y“ in Drewitz – ist nicht überliefert.

Der Szenenbildner Willy Schiller. 

© DEFA-Stiftung

1 Alfred Hirschmeier zit.n. Ingrid Poss, Peter Warnecke (Hg.): Spur der Filme. Zeitzeugen über die DEFA, Berlin 2006, 115.

2 Jerzy Toeplitz: Geschichte des Films (Bd. 5, 1945–1953), Berlin 1991, 364.

3 Vgl. Dagmar Schittly: Zwischen Regie und Regime. Die Filmpolitik der SED im Spiegel der DEFA-Produktionen, Berlin 2002, 25.

4 Vgl. Toeplitz: Geschichte des Films (Bd. 5), 362.

5 Schittly: Zwischen Regie und Regime, 26.

6 Vgl. Toeplitz: Geschichte des Films (Bd. 5), 363.

7 Vgl. Schittly: Zwischen Regie und Regime, 27.

8 Vgl. Poss u.a. (Hg.): Spur der Filme, 22.

9 Siehe anonym: Willy Schiller, in: filmportal.de, https://www.filmportal.de/person/willy-schiller_2aed78a6ce354514a54b35d0ace20b60.

10 Siehe anonym: Filmographie Willy Schiller. Filme aus den Studios in Babelsberg, in: Filmmuseum Potsdam,
https://www.filmmuseum-potsdam.de/Filmographie-Willy-Schiller.html.

Zum Seitenanfang

Diese Website verwendet Cookies.
Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für Details.

OK