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Erich Pommer (1889–1966) schrieb Filmgeschichte. Er produzierte weltberühmte Klassiker wie Das Cabinet des Dr. Caligari (1919, Regie: Robert Wiene), Metropolis (1927, Regie: Fritz Lang) oder Der blaue Engel (1930, Regie: Josef von Sternberg).1 Um 1920 trieb er den Zusammenschluss kleiner Produktionsfirmen voran, in der Überzeugung, nur große Konzerne seien auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig.2 So ging die von ihm gegründete Decla erst in der Bioscop und dann in der Ufa auf, wobei Pommer deren Produktionsleiter wurde.3 Der Erfolg der Ufa Anfang der 1920er Jahre

gab ihm Recht. Doch dann verschlang die Produktion von Metropolis das Vierfache des ursprünglichen Budgets, die Ufa geriet in finanzielle Schwierigkeiten4 und Pommer ging nach Hollywood.5 Nach nur einem Jahr wurde er zurückrekrutiert und kümmerte sich fortan um den Erfolg des Tonfilms.6 Die Herstellung mehrerer Sprachversionen, Der blaue Engel etwa wurde in Deutsch und Englisch gedreht,7 ermöglichte einen internationalen Absatz, sodass Pommer gegen 1930 seine Visionen einlösen konnte.8 Er verstand es, den Gegensatz zwischen Kunst und Kommerz aufzulösen, indem er auf „spektakulären, aber künstlerisch anspruchsvollen Film“9 setzte. Pommer beteiligte sich kreativ an seinen Projekten: So schrieb er z. B. die Rahmenhandlung von Caligari, die er „gegen den bitteren Protest der Autoren“10 durchsetzte, oder fügte

in Der letzte Mann (1924, Regie: Friedrich W. Murnau) ein Happy End hinzu, um den Film kommerzieller zu gestalten.11 Neben dem Gespür für kreative Zusammenarbeit besaß er eine „außergewöhnliche Begabung, Talente zu entdecken“12. 1933 musste er als Jude in die USA emigrieren. Nach dem Krieg wurde Pommer von der US-Militärregierung als Filmoffizier eingesetzt und verantwortete den Wiederaufbau der deutschen Filmindustrie.13 Zu jener Zeit stellte er fest: „Eine geeignete Geschichte, aus der ein guter und unterhaltsamer Film gemacht wird, von deutschen Schauspielern vor deutschem Hintergrund gespielt, kann unseren Zielen mehr dienen als der beste Propaganda- oder Dokumentarfilm.“14

Der Produzent Erich Pommer. 

© Deutsche Kinemathek

1 Vgl. Erich Pommer Institut: Über uns. Erich Pommer, in: Erich Pommer Institut, https://www.epi.media/ueberuns/.

2 Siehe Erich Pommer: Bedeutung der Konzerne in der Filmindustrie, in: Das Tage-Buch, Jg. 1, Nr. 35, 11.9.1920, 1039–1041.

3 Vgl. Liz-Anne Bawden, Wolfram Tichy (Hg.): rororo Filmlexikon. Regisseure, Schauspieler, Kameraleute, Produzenten, Autoren
(Bd. 5, Personen H–Q), Reinbek bei Hamburg 1978, 1267.

4 Vgl. Friedemann Beyer: Die Gesichter der UFA. Starportraits einer Epoche, München 1992, 14–16.

5 Es gibt widersprüchliche Angaben dazu, ob sein Vertrag nicht verlängert wurde oder ob er von sich aus kündigte; siehe respektive Wolfgang Jacobsen: Pommer, Erich, in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz68854.html#ndbcontent und Anton Kaes, Nicholas Baer, Michael Cowan (Hg.): The Promise of Cinema. German Film Theory, 1907–1933, Oakland, California 2016, 314.

6 Vgl. Kaes u. a. (Hg.): The Promise of Cinema, 314.

7 Vgl. Anton Kaes: Film in der Weimarer Republik. Motor der Moderne, in: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films, Stuttgart 1993, 38–100, hier 96.

8 Vgl. Kaes u. a. (Hg.): The Promise of Cinema, 314.

9 Jacobsen: Pommer, Erich.

10 Liz-Anne Bawden, Wolfram Tichy (Hg.): rororo Filmlexikon. Filmbeispiele, Genres, Länder, Institutionen, Technik, Theorie (Bd. 2, Filme K–S), Reinbek bei Hamburg 1978, 335.

11 Vgl. ebd., 384.

12 Bawden u. a. (Hg.): rororo Filmlexikon (Bd. 5), 1267.

13 Vgl. Jacobsen: Pommer, Erich.

14 Zit.n. Fritz Göttler: Westdeutscher Nachkriegsfilm. Land der Väter, in: Jacobsen u. a. (Hg.): Geschichte des deutschen Films, 171–210,
hier 177.

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